Die Kundschaft auf der IFA interessiert sich für weitaus mehr als nur für Flachbildschirme
Je dünner desto besser. Manche der ausgestellten Flachbildschirme auf der IFA 2008 sind gerade noch so tief wie der Durchmesser einer Zwei-Euro-Münze. Die Hallenwände sind voll mit riesigen Bildschirmen. Wichtigstes Thema neben Schlankheit und Gewicht der Geräte, deren Farb-Brillanz und Bildauflösung, ist dieses Jahr die Umweltverträglichkeit. Ob LCD oder Plasma Fernseher: Die Geräte sollen vor allem auch Strom sparend sein.
Auch bei den Hausgeräten wirbt so ziemlich jeder Hersteller mit geringem Stromverbrauch, auf vielen Geräten prangt die Aufschrift Energieeffizienzklasse A++. In den Hallen mit Haushaltsgeräten sind Frauen keineswegs in der Überzahl. Wie auf der gesamten IFA prägen Männer das Bild. Sie interessieren sich durchaus für die technischen Neuerungen bei der weißen Ware, lassen sich Kühlschränke, Waschmaschinen, Trockner und Espressomaschinen erklären. Ich finde es gut, dass es auf der IFA jetzt viel mehr Sachen gibt, sagt Volker Scholze, allerdings wird es dadurch auch anstrengender. Besonders voll ist es vor allem an den Ständen mit Espressomaschinen. Das liegt vielleicht auch daran, dass man dort umsonst kosten kann.
Auch in der Sony-Halle ist viel los. Die Wände sind verspiegelt, der Boden ist mit weißem Teppich ausgelegt. Baumartige Säulen wachsen bis zur Decke, Vögel zwitschern und ein DJ legt sphärische elektronische Klänge auf. Die Besucher genießen die futuristische Atmosphäre. An einem Stand ist besonders viel Gedränge, dort begeistert der “Rolly”– ein MP3-Player, der tanzen kann, vor allem die Kinder.
Andrang gibt es bei einer ganz anderen Art von moderner Technik. In Halle 1 stehen Massagesessel mit einem Tiefenentspannungssystem. Die Plätze sind alle belegt.
Mit Kopfhörer und Spiegelbrille ausgestattet, liegen die Besucher nebeneinander. Auch Geschäftskunden interessieren sich für die j Entspannungssessel. Mittlerweile j wissen die Firmen, dass Mitarbeiter ihre wichtigste Ressource sind, erzählt Luise Scholz, Vertreterin der Firma. Viele kaufen einen solchen Sessel fürs Büro, quasi als betriebliche Gesundheits-Vorsorge für ihre Mitarbeiter. Ramona Weber, eine Verwaltungsangestellte aus Gießen, hat gerade einen der Sessel 30 Minuten lang ausprobiert. Wenn ich könnte, würde ich ihn sofort mitnehmen, sagt sie. Zwischen 4500 und 5500 Euro kostet das massierende Möbelstück. Wenn man die Augen geschlossen hält, sieht man: Farben wie in einem Kaleidoskop: ineinander fließen, schwärmt sie, das ist total entspannend.“ Nebenan nimmt ihr Lebensgefährte gerade Brille und Kopfhörer ab, auch er ist von dem Gerät überzeugt. Die beiden vereinbaren einen Termin zum Kauf, gleich nach der Messe.
Berliner Zeitung - Nummer 205 - Montag, 1.September 2008