Prof. Theo Peters lehrt an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg im Forschungsgebiet Neuroleadership.
Neuroleadership: Mitarbeiterführung gemäß individueller Bedürfnisse - Prof. Theo Peters im Interview
Mit diesem Konzept können Führungskräfte auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen und ihr Führungsverhalten individuell auf die Motivationsstruktur des Einzelnen abstimmen. Das Ergebnis: Höhere Arbeitszufriedenheit und bessere Gesundheit, wie empirische Studien zeigen.
Beim brainLight Life Balance Day am 19. September hält Prof. Theo Peters ab 16.45 einen Vortrag über „Neuroleadership & mentale Gesundheit“.
„Mit Neuroleadership können Führungskräfte ihre Mitarbeiter besser Verstehen“
Hallo Herr Professor Peters. Neuroleadership – das klingt schwer nach Manipulation. Was kann ich mir darunter vorstellen?
Neuroleadership bezeichnet die Führung von Mitarbeitern anhand ihrer neurowissenschaftlich verankerten Bedürfnisse. Jeder Mensch hat eine bestimmte Motivationsstruktur. Diese kann eine Führungskraft anhand der Dimensionen Selbstwert, Kontrolle, Orientierung, Bindung und Freude besser verstehen. Sagen wir mal so, es ist genauso manipulativ, seiner Mutter zum Geburtstag einen Blumenstrauß zu schenken.
Neuroleadership richtet sich vor allem an Führungskräfte. Wie soll durch Neuroleadership das Führungsverhalten verändert werden?
Führungskräfte können mit Neuroleadership ihre Mitarbeiter besser verstehen und ihr Führungswerhalten nach ihren Bedürfnissen ausrichten. Wir haben basierend auf neuropsychotherapeutischer Forschung das SCOAP-Frofile entwickelt, womit Führungskräfte auf organisationaler und personaler Ebene entsprechende Maßnahmen ableiten können, ihre Mitarbeiter bedürfnisgerecht zu führen. Dabei handelt es sich um ein psychometrisches Testverfahren, das anhand von bestimmten Fragen die gegenwärtige und gewünschte Bedürfniserfüllung in Erfahrung bringt. Hier kann eine Führungskraft ansetzen und ihr Führungsverhalten anpassen.
Was bedeutet das für die Mitarbeiter?
Für den einzelnen Mitarbeiter bedeutet dies, dass er darin unterstützt wird, seine Wünsche im Zusammenhang mit der Arbeit zu erfüllen. Wenn Führungskräfte die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter kennen und sie auch so gut es geht erfüllen, sind sie zufrieden, freuen sich über ihre Arbeit und sind motiviert. Aus der Praxis hört man immer mehr von „emotionaler Kündigung“ oder „Dienst nach Vorschrift“. Werden Bedürfnisse langfristig verletzt und nicht erfüllt, so kann dies zu ernsthaften Beeinträchtigungen der mentalen Gesundheit führen.
Gibt es schon Studien über Neuroleadership in der Praxis?
Ja, in einer empirischen Studie mit einer Stichprobengröße Won 940 stellte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem neuropsychotherapeutische Ansatz für das Neuroleadership und der berufsbezogenen Leistung heraus, was durch andere Neuroleadership-Ansätze nicht bestätigt werden konnte. Ebenso wurde ein positiver Einfluss von Neuroleadership auf die Gesundheit festgestellt. Die Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Rüdiger und Reinhardt bestätigen, dass unser Ansatz basierend auf der Neuropsychotherapie nicht im Elfenbeinturm entstanden ist und dort verweilt, sondern in der Praxis von hohem Nutzen ist.
Lieber Herr Prof. Peters, herzlichen Dank für das Gespräch. Ich wünche Ihnen einen spannenden Life Balance Day.
Das Interview führte Dr. Katja Heumader Redakteurin HCC-Magazin.
Hinweis der Redaktion: Der Life Balance Day der Firma brainLight findet am 19. September 2015 in Aschaffenburg statt.
Über Prof. Theo Peters:
Prof. Dr. Peters studierte Betriebswirtschaftslehre in Aachen und im Anschluss Volkswirtschaftslehre in Köln, wo er auch seine Promotion ablegte. Zu seinen Lehrgebieten gehören das Betriebliche Gesundheitsmanagement, Neuroleadership und Projektmanagement. Bevor er den Ruf an die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg am Fachbereich Wirtschafts Wissenschaften annahm, arbeitete er als Unternehmensberater im Bereich des Geschäftsprozessmanagements sowie der Personal- und Organisationsentwicklung.
Seine aktuellen Forschungstätigkeiten erstrecken sich auf Neuroleadership, Auswirkungen von Stress im Führungsalltag und gesunde Führung. Außerdem ist er Mitglied im Expertenbeirat zur Begutachtung betrieblicher Gesundheitssysteme in Deutschland (Corporate Health Award).