Zentrale Aspekte sind für das betriebliche Gesundheitsmanagement verantwortlich
Prof. Anabel Ternès ist Kommunikationswissenschaftlerin und beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit Betrieblichem Gesundheitsmanagement. Betriebliches Gesundheitsmanagement und Demografie-Management leben von der Kommunikation.
Beim brainLight Life Balance Day am 19. September hält Prof. Anabel Ternès um 13.00 Uhr einen Vortrag über die Trends im Betrieblichen Gesundheitsmanagement.
„Kommunikative Konsistenz ist Voraussetzung für den erfolgreiches Betriebliches Gesundheitsmanagement“
Hallo Frau Prof. Ternès. Das Thema Ihres Vortrages auf dem brainLight Life Balance Day sind die Trends im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM). Was sind denn diese Trends?
Erst einmal ist es erfreulich, dass wir mehrere verzeichnen. Trend heißt ja auch, dass hier eine Bewegung zu sehen ist, d. h. hier passiert etwas, hier werden Unternehmen aktiv und gehen neue Wege im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements.
Konkret gibt es mehr Trends, als ich in meinem Vortrag vorstellen kann, und das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Hier mal ein kurzer Überblick:
Ein Trend ist die Messbarkeit des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. In der Praxis kann das ganz unterschiedlich aussehen: Kennzahlen definieren, ein Kennzahlensystem entwickeln ist oft ein Teil davon, um die Messbarkeit systematisch und strukturiert anzugehen. Dann geht es dabei immer um eine Transparenz von Strukturen, Prozessen und Abläufen. Man sieht auch oft Online-Tracking-Systeme für jeden Mitarbeiter, die vermehrt mit Gamification-Elementen angereichert sind, um die Attraktivität zu erhöhen. Die Unternehmen sind hier gefordert, passende Messinstrumente einzuführen, um das Controlling nachvollziehbar und verwertbar zu machen. Eine langfristige Strategie, runtergebrochen auf Handlungsziele und -anweisungen ist hier wichtig, um für das Unternehmen Erfolge messbar und damit nachvollziehbar zu machen.
Dann spielt die organisatorische Verankerung eine große Rolle im Unternehmen. Gesund führen ist dabei eines der Schlagworte, also die Integration von Betrieblichem Gesundheitsmanagement in die Führungskräfteausbildung und -weiterbildung. Dahinter steht ein holistischer Ansatz: Betriebliches Gesundheitsmanagements soll in Prozesse, Strukturen, Hierarchien und Aufgabendefinitionen integriert werden. Zudem geht es auch ganz konkret darum, Rollen zu definieren: bestimmte BGM-Verantwortliche zu ernennen und Gremien zu bilden, die regelmäßig tagen und Gewicht haben.
Ein dritter Trendbereich ist das Aufzeigen der BGM-Relevanz. Betriebliches Gesundheitsmanagement wird immer mehr als Teil der Unternehmensstrategie verstanden. Dazu gehört, es in Positionsbeschreibungen zu integrieren, auch z. B. die Position eines Gesundheitsmanagers zu schaffen, der sensibilisieren, Bewusstsein in der Führung sowie bei Mitarbeitern wecken und die Bedeutung des Themas deutlich machen kann. Vor allem dann, wenn der Bereich finanziell und personell mit Ressourcen aufgestockt wird. Hilfreich ist immer der Austausch von Wissen, z. B. durch Best-Practice-Beispiele. Das kann in interner und externen Kooperationen mit anderen Stellen, Institutionen und Experten geschehen, in Netzwerken und anderen Zusammenschlüssen. Interne und externe Anreizsysteme können die Relevanz von Betrieblichem Gesundheitsmanagement in der Wahrnehmung von Führungskräften und Mitarbeitern deutlich steigern. In der Kommunikation sollten Verantwortliche stets die Ressourcen, nicht die Belastungen, betonen.
Als weiteren Trendbereich möchte ich das Lebenszyklus-orientierte BGM worstellen. Dies berücksichtigt Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der Personalentwicklung, indem z. B. eine altersgerechte Arbeitsplatzgestaltung stattfindet, Well-being-Konzepte für die Mitarbeiter entwickelt werden und lebenslanges individuelles Lernen angeboten wird. Letzteres wird unter anderem mit Storytelling-Angeboten umgesetzt, wo man von Erfahrenen lernen kann, mit e-Learning- und Blended-Learning-Weiterbildungen, in denen der Mitarbeiter mehr zum strategischen Partner wird, der partizipative Ressourcen nutzt und bereitstellt. Dazu passt eine Kultur der Information, Motivation und Miteinbeziehung von Mitarbeitern in konkrete Projekte. Kurativ und präventiv sind dabei zwei Schlagworte, die zwei Pole des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in den Blick nehmen. Dabei werden Aspekte wie Alter, Sucht, familiäre Umständen (Pflegefall, alleinerziehend, ...) für die Planung von Arbeitsplätzen, Umgebungen etc. berücksichtigt.
Nicht zuletzt spielt die Kommunikation für eine zunehmende Zahl der Unternehmen für das Betriebliche Gesundheitsmanagement eine wichtige Rolle. Hier spricht man von Gesundheitskommunikation, aber auch von allgemeiner strategischer Kommunikation. Das meint zum einen die Förderung des Gesundheitsbewusstseins der Mitarbeiter, v. a. bei Sucht und Übergewicht. Dann geht es aber auch um eine Integration des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in die allgemeine Unternehmenskommunikationsstrategie mit dem Ziel, ein authentisches reflektiertes Gesundheitsmarketing und Themenmanagement nach innen und außen zu etablieren. Der Unternehmenskultur kommt dabei eine starke Rolle zu: Intern, extern, online und offline sind Kommunikationsplattformen zu schaffen für den Austausch, ein Sharing und für die Motivation des Mitarbeiters und seiner Identifikation mit seinem Unternehmen.
Wo liegen die Schnittstellen zwischen Ihren Fachgebieten Kommunikationsmanagement und Betriebliches Gesundheitsmanagement?
Betriebliches Gesundheitsmanagement kann dann erfolgreich wirken und zum Erfolg eines Unternehmens beitragen, wenn es mit einer gelungenen Kommunikation in das Unternehmen eingeführt, implementiert und dann dort auch so gelebt wird. Dazu muss man sehen, dass Unternehmen mit unterschiedlicher Erwartungshaltung an das Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement herangehen. Während es Unternehmen gibt, die Betriebliches Gesundheitsmanagement als reinen Wettbewerbsfaktor betrachten, werstehen andere Betriebliches Gesundheitsmanagement als ein „Authentisches Kümmern aus unternehmerischer Verantwortung". In beiden Fällen hat das Kommunikationsmanagement einen hohen Nutz- und Stellenwert, aber eben einen jeweils ganz anderen. Erst eine kommunikative Konsistenz nach innen und außen kann Betriebliches Gesundheitsmanagement im Unternehmen zu nachhaltigem Erfolg führen. Wichtig ist dazu ein stimmiger Einbau von BGM in bereits definierte Unternehmenskultur und -identität. Dazu gehört auch die Einbeziehung aller Mitarbeiterstufen in die Kommunikation des Betrieblichen Gesundheitsmanagements, um eine durchdachte BGM-Strategie sorgfältig zu implementieren. Aber auch nach außen ist eine stringente Kommunikation entscheidend für den Auftritt des Unternehmens in dem Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Richtig verstanden kann der komplexe Prozess im Unternehmen im Employer Branding nach außen hin effektiv genutzt werden. Und wenn Mitarbeiter von Beginn an bei der Umsetzung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements authentisch miteinbezogen werden, können sie für die Innen- und Außenkommunikation sogenannte Ambassador-Rollen übernehmen.
Das Interview führte Dr. Katja Heumader, Redakteurin HCC-Magazin.
Hinweis der Redaktion: Der Life Balance Day der Firma brainLight findet am 19. September 2015 in Aschaffenburg statt.
Über Prof. Anabel Ternes:
Als Geschäftsführerin des Instituts für Nachhaltiges Management (ISM) arbeitet Prof. Dr. Anabel Ternès u. a. zu den Themen Gesundheitsmanagement, Digitaler Wandel und Kommunikationsstrategien. Sie leitet die Studiengänge Kommunikationsmanagement, E-Business, Demographie- & Gesundheitsmanagement an der SRH Hochschule Berlin.
Neben einer langjährigen internationalen Führungserfahrung in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Business Development, u. a. für Samsonite und Fielmann, ist sie Co-Founder mehrerer Start-ups. Sie ist Mitglied in mehreren Editorial Boards und Beiräten und engagiert sich ehrenamtlich für Integration. Anabel Ternés ist Kommunikationswissenschaftlerin und Diplom-Kauffrau.